Einleitung
Nachdem ich im letzten Blog-Beitrag meine Reise und deren erste Berührungspunkte mit Neuromentaltraining geschildert habe, widmen wir uns heute der Neuroplastizität – der was? Jaa… NEUROPLASTIZITÄT 😄
Neuroplastizität
Um Neuromentaltraining mit all seinen Methoden zum Zweck der Persönlichkeitsentwicklung, zum lösen von Herausforderungen, zum steigern unseres Selbstwertgefühls oder unserer Selbstwirksamkeit nutzen zu können, sind wir auf die Neuroplastiziät unseres Gehirns angewiesen – also die Fähigkeit unseres Gehirns, sich ständig neu anzupassen und neu zu verknüpfen. Diese Fähigkeit dient uns dazu, eben diese, für Veränderung benötigten, neuen Denkweisen, Verhaltensweisen und Gefühle in uns zu verankern und zu unserer neuen Normalität werden zu lassen.
Um dies verständlicher darzustellen, möchte ich kurz auf das Thema Schmerzpatienten eingehen.
Bei Schmerzpatienten, welche über einen längeren Zeitraum immer wiederkehrenden Schmerzen ausgesetzt sind, bilden sich die zuständigen Neuronen zu immer breiteren „Schmerzautobahnen“ aus. Diese „Schmerzautobahnen“ können über das Bestehen der ursprünglichen Ursache zu Beschwerden des Patienten hinausgehen und fortbestehen – der Schmerz wurde zur Normalität und Identität des Patienten.
Neuroplastizität kann also für uns sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Wir wollen unseren Fokus jedoch beim Positiven halten.
Definition
Unter Neuroplastizität versteht man die funktionellen und strukturellen Veränderungen des Gehirns durch Knüpfen oder Entfernen neuronaler Verbindungen zur Anpassung an veränderte physiologische Ansprüche.
Die gute Nachricht: Diese Fähigkeit behält unser Gehirn das ganze Leben lang bei – wenn auch nicht immer im selben Ausmaß. Je nach Forderung unseres Geistes und unseres Körpers ist die Veränderung stärker oder schwächer. Auch die momentane emotionale Lage beeinflusst diese Veränderungen – sind wir neuen Informationen und Lernthemen positiv gegenüber gestimmt und freuen uns sogar darauf mehr darüber zu lernen, nehmen wir das Gelernte leichter und schneller auf bzw. verfestigen es besser.
Drei Phasen
Die Neuroplastizität setzt sich grundlegend aus den drei Phasen Proliferation, Pruning und Konsolidierung zusammen.
In der ersten Phase, der Proliferation, werden neue synaptische Verbindungen hergestellt. Neues wird erlernt und abgespeichert. Die Pruning-Phase bereinigt ungenutzte Verbindungen, um Platz zu schaffen und unser Gehirn effizient zu halten. In der letzten Phase, der Konsolidierung, wird die Nutzung der Verbindungen automatisiert, wodurch schneller und effizienter darauf zugegriffen werden kann.
Neuronenparty
Die vom Psychologen Donald O. Hebb aufgestellte Regel „Neurons that fire together, wire together“ beschreibt die Grundlage unseres Lernens.
Je häufiger ein Neuron A gleichzeitig mit Neuron B aktiv ist, desto bevorzugter werden die beiden Neuronen aufeinander reagieren. Es bilden sich dadurch also neuronale Netzwerke, welche Information quer vernetzen.
Durch Wiederholung verbreitert und verstärkt sich dieses neuronale Netzwerk. Wird ein Gedanke also immer wieder gedacht, wird seine Ausprägung in unserem Gehirn immer stabiler und breiter – ähnlich einer Autobahn.
Durch achtsame Beobachtung unserer Gedanken können wir hinterfragen, ob wir diesen Gedanken für uns nützlich und wahr oder unnütz und falsch halten. Im Falle von für uns negativen Gedanken können wir diese zukünftig Schritt für Schritt durch für uns positive Gedanken ersetzen. Der alte negative Gedanke wird für uns, dank der nächsten Überschrift, an Präsenz und Wichtigkeit verlieren. So haben wir die Möglichkeit, unser Gehirn bewusst zu verändern.
Der Neuropsychologe Dr. Rick Hanson erklärt in seinem TEDxTalk zum Thema Hardwiring Happiness die Möglichkeit, Positives mit Negativem zu verknüpfen und dabei die positive Vernetzung über die Vernetzung des Negativen zu bestärken, um somit Traumata und schädliche Erfahrungen und Prägungen zu überschreiben bzw. zu heilen.
Use it or lose it
Werden synaptische Verbindungen nicht genutzt, werden diese durch die Pruning-Phase bereinigt. Eine Studie zeigte, dass im Falle einer mehrwöchigen Bewegungseinschränkung eines Zeigefingers das für die Bewegung zuständige Hirnareal von der Größe einer Erbse auf Stecknadelgröße schrumpft.
Für die Beständigkeit unseres Wissens ist es also von großer Bedeutung, es fortwährend zu nutzen und nicht „verfallen“ zu lassen – wie Vokabel, die wir zu Schulzeiten gelernt und lange nicht mehr genutzt haben.
Ende
Unser Leben besteht aus ständiger Veränderung und zum Glück ist unser Gehirn durch die Neuroplastizität bestens dafür ausgerüstet. Diese Ausrüstung können wir uns zum Glück auch bewusst zu Nutze machen um uns mit Neuromentaltraining besser auf unangenehme Situationen vorzubereiten, uns Ängsten zu stellen, in der Vergangenheit erlernte Muster zu reflektieren und umzuschreiben und somit unser Leben in eine bessere, bewusst ausgewählte Richtung lenken.
Der Grundstein für weitere Beiträge in diesem Blog ist mit diesem Thema gelegt. Ich freue mich auf die Nächsten 🤗
Bis bald,
Daniel